Wie bereits zum Interfriesischen Kongress 2015 war das Westerländer Rathaus am
31. Mai Gastgeber für die Mitgliederversammlung der Friesen aus West-, Ost- und Nordfriesland. Die Mitglieder bestehen aus den Friesenräten jeder Region und der Vorsitz wechselt alle drei Jahre. Die Sektion Ost übernahm den Vorsitz von den Nordfriesen, die in ihrer Amtszeit die Verantwortung für das Interfriesische Frauentreffen, das Friesentreffen auf Helgoland, Vorstandssitzungen, Mitgliederversammlungen und neue Ideen für die friesische Minderheit hatten.
Nach den Begrüßungen und Ansprachen der stellvertretenden Landtagspräsidentin von Schleswig-Holstein, Eka von Kalben, des stellvertretenden Vorsitzenden des Frasche Rädj, Heinrich Bahnsen, des Bürgervorstehers Andreas Dobrzinski als Gastgeber für die Gemeinde Sylt und Maren Jessen von der Sölring Foriining wurde in einer Schweigeminute der verstorbenen Präsidentin des Frasche Rädj und Interfriesischen Rates, Ilse Johanna Christiansen, gedacht. Sie hatte den Kongress sowie das Programm mit viel Freude zusammengestellt und ihr plötzlicher Tod 14 Tage zuvor machte alle tief betroffen. Nach den Berichten aus jeder Region wurde der Vorsitz an Arno Ulrichs von der Sektion Ost übergeben. Er wies darauf hin, dass im nächsten Jahr das 100. Jubiläum des Interfriesischen Kongresses gefeiert werde, der zum ersten Mal 1925 in Jever abgehalten wurde. Das wichtigste Resultat der Sitzung war, dass die Friesen über die Landesgrenzen hinaus ihre Zusammenarbeit ausbauen und sich stärker für die Demokratie in Europa einbringen wollen.
So stand der Kongress unter dem Motto:
„Gur Frinj kum iin“. Das heißt auf Sölring so viel wie: „Du bist herzlich willkommen, wenn Du mit guten Absichten kommst“. Und dafür stehen wir auf Sylt, weil auf unserer Insel im Laufe der Jahre und auch durch den Fremdenverkehr Toleranz und Freundlichkeit für die Menschen aus der gesamten Welt und für Menschen, die ihr Wesen und ihre Natur ausleben möchten, gewachsen ist. So wies Heinrich Bahnsen darauf hin, dass die Nazi-Parolen, die man über Pfingsten in einem Club in Kampen hören musste und die auch in anderen Gebieten auf dem Festland vernommen wurden, mit außerordentlicher Besorgnis erfüllten und dass besonders auf Sylt Diskriminierung keinen Platz habe. Daraufhin wurde einstimmig eine Resolution angenommen, die Ausländerfeindliche Parolen scharf verurteilt.
Man muss wissen, dass die Friesen mit den Dänen in Südschleswig, den Sinti und Roma und den Sorben in der Lausitz zu den vier „Autochthonen Minderheiten“ in Deutschland gehören. Sie stehen unter dem Schutz der „Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen“. Das Minderheitensekretariat in Berlin hat seit 2005 die Verantwortung für alle Themen und Sorgen der vier Minderheiten in der Bundesregierung, dem Bundestag, dem Bundesrat und dem Europarat. Und so fühlen wir Friesen uns heute solidarisch mit den Sinti und Roma und sind tief betroffen über ihr schlimmes Schicksal unter den Nazis. Wir stehen zusammen für die Rechte und den Schutz der autochthonen Minderheiten.
Nach der Sitzung fuhr ein Bus die Mitglieder zu einem gemeinsamen Abendessen hinauf zum Klappholttal, wo sie vom Leiter Lukas Fendel herzlich begrüßt wurden. Hier war auch der größte Teil der 80 Kongressteilnehmer untergebracht. Bis zum 2. Juni wurden Vorträge zu friesischen Themen von Prof. Thomas Steensen, Dr. Christoph Schmidt, Prof. Nils Langer, Prof. Martin Klatt, Caroline Honervogt und Tjallien Kalsbeek gehört. Dazu wurde ein Workshop „Interfriesischer Chor“ von Hanna Schnittger durchgeführt, es wurde diskutiert und am letzten Abend gemütlich zusammengesessen.
Einen feierlichen Abschluss fand der Kongress in St. Severin in Keitum mit einem gemeinsamen Sölring Gottesdienst. Mit den beiden Pastoren Susanne Zingel und Jon Hardon Hansen und Mitgliedern aus jeder Region, die in ihrem Dialekt das Eingangsgebet, Lesungen, Fürbitten und das Ausgangsgebet sprachen, fühlte man eine große Gemeinschaft aller Friesen. Und so rief Pastor Jon Hardon Hansen in seiner Predigt alle dazu auf, dankbar für unsere Freiheit zu sein und Einsatz für unsere wertvolle Demokratie zu zeigen und keinen Platz für rechtsextremes Gedankengut zu machen. Ein guter Abschluss des interfriesischen Kongresses 2024 auf Sylt.

Sie bilden den neuen Vorstand des Interfriesischen Rats (von links nach rechts): Jan Dijkstra (Westfriesland, erster stellv. Vorsitzender), Dieter Baumann (Ostfriesland, Schatzmeister), Arno Ulrichs (Ostfriesland, Präsident), Heinrich Bahnsen (Nordfriesland, zweiter stellvertr. Vorsitzender), Saapke Miedema (Westfriesland, Beisitzerin) und Gudrun Fuchs (Nordfriesland, Schriftführerin). Bild: privat