Kultur

Unsere Kulturarbeit ist vielfältig! Neben zwei aktiven Trachtengruppen und dem lebendigen Museum, haben wir zum Beispiel auch das immaterielle Kulturerbe des Biikebrennens im Blick und fördern die alljährliche Tradition des Sölring Jöölboom. 

Die Trachtengruppe

 Zeichnungen der Sylter Tracht einer Kapitänsfrau 

Wie sieht die Sylter Tracht aus?

Die erste Abbildung einer Tracht auf der Insel Sylt stammt aus dem Jahre 1597. Die Trachten unterlagen, wie überall, dem Zeitgeschmack und wurden durch die Seefahrt der Sylter Männer durch mitgebrachte Stoffe und Silberknöpfe beeinflusst. So befand sich auch die Tracht der Sylter Frauen stets im Wandel. Die letzte Version der roten Tracht war jedoch zu Beginn des 20. Jahrhunderts fast in Vergessenheit geraten, da sich fast niemand mehr mit dieser alten Tradition identifizierte. Der Wunsch, wieder eine Tracht auf Sylt einzuführen, wurde zu Beginn der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, auch durch den herrschenden Zeitgeist, immer größer. Mit auf der Insel gewebten Wollstoffen entstand so die blaue Tracht, angelehnt an den Zeitgeschmack, mit bestickten Kopf – und Schultertüchern. Bis heute werden die rote und die blaue Tracht von einigen Insulanerinnen bei offiziellen Anlässen noch gern getragen.

Während die einzelnen Teile bei der blauen Tracht keine Einzelbezeichnungen haben, besteht die rote Sylter Tracht aus dem „Kaartel“, einem roten Oberteil mit einem schwarzen, plissierten Stoffeinsatz im Rücken, dem wollweißen „Rok“ und der mit schwarzem Samt überzogenen Haube, der „Hüüf“, die auf dem Haar festgesteckt und mit großen silbernen Knöpfen, den „Döpken“ verziert ist.

Die Kleidung der Männer entsprach derweil der zeitgenössischen Mode in den Hafenstädten.

Geschichte der Trachtengruppe der Sölring Foriining

Im Jahre 1975 wurde nach einem 200 Jahre alten Original mit wenigen Zugeständnissen an den heutigen Geschmack die rote Sylter Tracht im Auftrag der Sölring Foriining von einer Gewandmeisterin aus hochwertigem Wollstoff nachgeschneidert. Zu einem Treffen des Schleswig-Holsteiner-Bundes in Molfsee konnte die Arbeitsgruppe bereits die ersten beiden Exemplare stolz präsentieren. Durch Förderung des Landes Schleswig-Holstein wurden weitere Trachten in Auftrag gegeben und die Trachtengruppe trat ab Mai 1976 u.a. mit traditionellen Volkstänzen offiziell auch auf dem Festland und in den Folgejahren im gesamten Bundesgebiet und sogar bei der Steubenparade in New York auf.  

Zudem waren die Damen einzeln oder zu zweit in der äußerst auffälligen Sylter Tracht als Begleitung auf Tourismus-Messen bei den Sylter Kurdirektoren sehr beliebt. Im Jahre 1979 fungierte die Gruppe während des auf Sylt stattfindenden Friesenkongresses mit ihren Familien als Gastgeber und Betreuer für zahlreiche Trachtengruppen aus Nord- Ost- und Westfriesland. Mitte der 90er Jahre konnte die Sylter Trachtengruppe 500 Auftritte im In- und Ausland bis Canada verzeichnen. Ebenso wurden in unserem Verein Jugendliche und Kinder als Trachtengruppen geführt und erfreuten mit Tanzvorführungen auf zahlreichen Veranstaltungen.  

Trachtengruppe 1980 Keitum, Pastorat

Auftritt der Kindertrachtengruppe

Die Trachtengruppe heute

Bis heute hat sich die Formation der Erwachsenengruppe unter der Leitung von Heidi Holst halten können, die sich jeden Donnerstag zum gemeinsamen Tanzen trifft. Jedoch fehlen der zehnköpfigen Truppe dringend neue Mitglieder, um bei offiziellen Anlässen als Tanzgruppe auftreten zu können. Nur Mut! 

Zu unserer Freude hat Bärbel Ruff eine neue Kindertrachtengruppe mit inzwischen zehn Kindern aufbauen können und die Kleinen waren bereits begeistert auf dem Festland bei Veranstaltungen und Tanzseminaren für Kinder unterwegs. Auf Sylt kann man unsere Jüngsten auf verschiedenen Festen in Aktion erleben. Auch in dieser Gruppe ist jedes Kind ab Grundschulalter willkommen. 

Sie oder Ihre Kinder haben Interesse an der Trachtengruppe?
Kontakt Trachtengruppe: Heidi Holst Tel.: 04651 / 890291 heidiholst@t-online.de
Kindertrachtengruppe:  Bärbel Ruff Tel:  0171 / 1952997 

 

Historische Handarbeit

im lebendigen Museum

Die Schafhaltung und Wollverarbeitung hat auf Sylt seit Jahrhunderten Tradition und war neben dem Fischfang und der Seefahrt ein wichtiger Bestandteil des Lebensunterhaltes der Insulaner. Produkte wie gestrickte Pullover, Strümpfe und Unterkleidung verließen die Insel und wurden bis nach Altona verkauft. In zahlreichen Sylter Häusern stand sogar ein Webstuhl und so war man fast autark in Bezug auf die Herstellung von Kleidung für die gesamte Familie.  

Schafe im Listland

Erika Jessen am Webstuhl

In unserem Sylt Museum steht solch ein historischer Webstuhl und an jedem Donnerstag haben die Besucher die Gelegenheit, diesen mit der Sylterin Erika Jessen in Aktion zu erleben. Zu Terminen, wie z.B. dem Internationalen Museumstag, zeigen wir die Verarbeitung der Wolle in allen Stufen und interessierte Gäste dürfen sich gern am Spinnrad versuchen. Auch das Klöppeln und Bandweben kann auf Anfrage bei uns vermittelt und geübt werden. Alle von unserer ehrenamtlich tätigen Frau Erika Jessen gearbeiteten Textil-Produkte können Sie im Shop des Sylt Museums erwerben.  

Der Jöölboom

Woher stammt der Sylter Jöölboom und was symbolisiert er?

Der friesische Weihnachtsbogen heißt auf Sylt Jöölboom. Er ist ein Relikt aus heidnischer Zeit und somit wesentlich älter als der Adventskranz. Ehe sich der Weihnachtsbaum Anfang des 16. Jahrhunderts als Symbol für das christliche Weihnachtsfest durchsetzte, gab es in heidnischer Zeit die Sonnenwendfeier und das Mittwinterfest. Wir finden die Verbindung wieder im hölzernen Jöölboom als Symbol der Fruchtbarkeit und des Lichtes. Er besteht aus einem rechteckigen Fuß, in dessen Mitte ein etwa 60 cm hoher Rundstab gebohrt ist. Daran sind drei Querstreben in einem Abstand von etwa 20 cm befestigt, von denen die mittlere um ein Drittel länger ist als die untere und die obere.

Ein Weidenbogen, umwunden mit Efeu, Buchs und Koniferen-Zweigen versinnbildlicht den kürzesten Jahresbogen, den die Sonne zurzeit des Mittwinters durchläuft. Gestell und Immergrün stellen den Lebensbaum dar und die kunstvoll aus Salzteig modellierten Figuren vermischen heidnisches und religiöses Brauchtum. Am Fuße sieht man Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntnis, um dessen Stamm sich die Schlange windet. Darüber ist das Pferd als Sinnbild für Kraft und Schnelligkeit befestigt und an der mittleren Leiste finden wir den Hund als treuen Begleiter des Menschen. Ganz oben prangt ein Hahn als Zeichen der Wachsamkeit. Neben diesen Symbolen können ebenfalls Fische, Windmühlen und weitere Tiere Wohlstand versinnbildlichen. An den Querhölzern hängen Äpfel und Backpflaumen als Symbole für Fruchtbarkeit und unzerstörbare Keimkraft.  

Wie unterstützen wir den Erhalt der Jöölboom-Tradition? 

Jeweils im November bieten wir ein Salzteigfiguren-Seminar und Kurse zum Binden der grünen Girlande an. Ein Jöölboom-Gestell kann auf Anfrage ebenfalls bei uns erworben werden.  

Jedes Jahr verbacken wir mit freiwilligen HelferInnen bis zu 40 kg Salzteig. 

Die Biike Heute

Wenn wir uns heute fragen, warum wir an der Biike festhalten sollten, dann fällt die Antwort wohl nicht allzu schwer. Tradition bedient stets das Bedürfnis nach Zusammenhalt und Zugehörigkeit. Habe ich starke Wurzeln, die mich erden, so kann ich auch fremden Traditionen und Religionen gegenüber tolerant sein und Heimatgefühle nachvollziehen. 

So haben wir als Sölring Foriining im Jahre 2021 die Übertragung einer Sylter Biike über das Internet ins Leben gerufen, um auch ehemaligen Insulanern, Freunden der Insel sowie  betagten und beeinträchtigten Menschen die Gelegenheit zu geben, an unserem schönen Brauch teilzuhaben. Die dankbare Resonanz lässt und dieses Vorhaben weiterführen.  

Die Verbindung zur friesischen Sprache stellt nach wie vor unser Sylter Nationallied „Üüs Sölring Lön“ dar, das bei keinem Biikefeuer fehlen darf. Um die Tradition der Sölring Önspraak, der friesischen Ansprache, aufrechtzuerhalten, unterstützen oder stellen wir die Redner, wo es nötig ist.